
Hochsaison für Bürgerräte in Oberösterreichs Agenda 21-Gemeinden
Seit 2014 ist der "Bürgerrat" auch in Oberösterreich fest im Agenda 21-Fördermodell verankert. Allein in den vergangenen Wochen fanden in drei oberösterreichischen Agenda 21-Gemeinden Bürgerräte statt, in denen zwischen 11 und 24 zufällig ausgewählte BürgerInnen eineinhalb Tage lang (natürlich "corona-konform") ehrenamtlich Vorschläge, Lösungen und Projektideen für die Gemeinde erarbeiten, die in den Agenda 21-Prozessen gemeinsam und öffentlich vertieft und weiterentwickelt werden.
Was ist ein Bürgerrat?
Der Bürgerrat ist ein innovatives Partizipationsverfahren, das es möglich macht, rasch und unkompliziert‚ "ganz normale Menschen" dafür zu gewinnen, sich mit lokalen Themen zu beschäftigen und gemeinsam konstruktive Lösungen auszuarbeiten. Dazu wird eine Gruppe von 10 – 18 zufällig ausgewählten Personen aus einem Ort eingeladen. Gemeinsam werden eineinhalb Tage lang Vorschläge, Lösungen und Projektideen zu einer bestimmten Fragestellung erarbeitet, die empfehlenden Charakter haben und danach der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Aufgrund der Zufallsauswahl handelt es sich bei den Teilnehmenden um Menschen mit Alltagswissen, die über keinerlei spezielle Expertise oder Qualifikationen verfügen. Um ein möglichst repräsentatives Abbild der Gemeinde zu gewährleisten, werden Kriterien wie Alter, Geschlecht und Wohnort in der Auswahl berücksichtigt. Die TeilnehmerInnen des Bürgerrats sind eingeladen, bestimmte Themen und Fragestellungen zu diskutieren, Herausforderungen aus ihrer Sicht aufzuzeigen und Lösungsideen zu erarbeiten. Inhaltlich wird der Bürgerrat weder angeleitet, noch in irgendeiner Weise gesteuert. Moderiert wird er anhand der lösungsorientierten Methode "Dynamic Facilitation".
Seit 2014 ist der Bürgerrat auch in Oberösterreich fest im Agenda 21-Fördermodell verankert. Bisher wurden in Oberösterreich bereits an die 40 Bürgerräte im Rahmen von lokalen oder regionalen Agenda 21-Prozessen durchgeführt. Österreichweit führend bei den Bürgerräten ist das Land Vorarlberg, das den Bürgerrat seit 2006 im deutschen Sprachraum maßgeblich erprobt und weiterentwickelt hat.
Bürgerräte in Lengau, Gallneukirchen und Steinbach an der Steyr
Der Herbst ist üblicherweise Hochsaison für die Durchführung von Bürgerräten. Typischerweise werden sie am Beginn von Agenda 21-Prozessen abgehalten, um auf einer repräsentativen Ebenene "hineinzuhorchen" was den BürgerInnen wichtig ist. Damit wird der thematische Reigen des Agenda 21-Prozesses eröffnet und erste Ideen und Projekte können erarbeitet werden, die nachfolgend in weiteren Veranstaltungen mit den BürgerInnen vertieft und weiterentwickelt werden. In Zeiten von Corona ebenfalls relevant ist die Tatsache, dass ein Bürgerrat relativ einfach corona-konform abgehalten werden kann.
Der Bürgerrat in Steinbach/Steyr fand Mitte September in der Pils-Halle statt. Teilgenommen haben 11 Personen, die fünf Schwerpunkt-Themen Nahversorgung, Co-Working, Mobilität, Klimaschutz, Freizeit und Tourismus behandelt haben . Da ein BürgerInnen-Café mit vielen TeilnehmerInnen aufgrund der Covid-Pandemie nicht möglich war, wird die Ergebnispräsentation im Rahmen der „Steinbacher Zukunftsgespräche“ Anfang 2021, sobald es wieder möglich ist, nachgeholt.
24 BürgerInnen folgten der Einladung der Gemeinde Lengau zum Bürgerrat Anfang Oktober und sorgten damit für einen erfolgreichen Start in den Agenda 21-Prozess. Die Stimmung war von Anfang an konstruktiv und respektvoll. Unter anderem wurden die Themen Verkehr & Mobilität, Gemeinschaft, Umwelt & Klimaschutz und Regionalität besprochen. Die Ergebnisse des Bürgerrats hätten am 23. Oktober am Lengauer Gemeindetag im Rahmen des Bürgercafés präsentiert werden sollen. Auch in Lengau musste diese Veranstaltung leider aufgrund der aktuellen Corona-Situation verschoben werden, genau so wie die Zukunftswerkstatt am 31. Oktober zur weiteren Vertiefung der Themen.
Mit einem „Klimadialog“ startete die Stadtgemeinde Gallneukirchen im September ihren Agenda 21-Prozess „Klima.Zukunft.Gallneukirchen“. Im Bürgerrat Ende Oktober arbeiteten 20 zufällig ausgewählte GallneukirchnerInnen sehr und umfassend an den Themen Klimavorsorge und Klimawandelanpassung weiter und konnten bereits erste Empfehlungen, Inhalte und Maßnahmen für eine Gallneukirchner Klimastrategie erarbeiten. Aber auch in Gallneukirchen zwingt der neuerliche Lockdown den Agenda 21-Prozess zu einer Pause.