Busfahren de luxe: Erste Kultur.Bus.Haltestelle eröffnet
Bushaltestellen sind die Visitenkarte des öffentliche Verkehrs. Die Gemeinde Scharnstein präsentiert im Vorfeld des Kulturhauptstadtjahres den Prototyp einer zeitgemäßen Renovierung eines alten Waschbeton-Wartehäuschens. Andere Gemeinden im Salzkammergut meldeten schon Interesse an.
Vor mehr als 40 Jahren wurden in Oberösterreich über 500 Wartehäuschen aus Betonfertigteilen mit Waschbetonoberflächen errichtet. Waren sie damals ein großer Fortschritt für BusbenutzerInnen, wirken sie inzwischen nicht mehr besonders einladend. Knapp 50 dieser Wartehäuschen befinden sich in der künftigen Europäischen Kulturhauptstadt Bad Ischl – Salzkammergut 2024. Die OrganisatorInnen des Großereignisses wollen besonders auf den Öffentlichen Verkehr setzen. Jede einzelne Veranstaltung, so das erklärte Ziel, soll mit dem ÖPNV erreichbar sein.
Agenda.Zukunft Projekt stösst regionale Kooperationen an
„Um den Menschen den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel schmackhaft zu machen, braucht es aber auch attraktive Rahmenbedingungen“, sagt Christa Öhlinger-Brandner vom Agenda-Zukunftsbüro der Marktgemeinde Scharnstein. Sie gab deshalb den Anstoß für das Agenda-Impulsprojekt „Kultur.Bus.Haltestellen“, das sie auch selbst leitet und das von Johannes Meinhart und Matthias Oltay vom Regionalmanagement Gmunden-Vöcklabruck fachlich begleitet wird.
Schülerinnen und Schüler der HTBLA Hallstatt wurden von der Gemeinde Scharnstein eingeladen, Pläne für die Attraktivierung der in die Jahre gekommenen Wartehäuschen zu erarbeiten. Das Ergebnis - die Diplomarbeiten von vier Absolventinnen und Absolventen - kann sich sehen lassen - und zwar an der Bushaltestelle „Scharnstein Au“. Dort verwandelten heimische Handwerksunternehmen nach dem Entwurf der jungen Holztechniker ein Wartehäuschen in eine moderne, attraktive Busstation. Sie ist barrierefrei und hat eine energiesparende, sensorgesteuerte LED-Beleuchtung mit Zeitschaltuhr. Eine der Seitenwände wurde (unter Einbindung von Statikern) ausgeschnitten, damit BusfahrerInnen wartende Fahrgäste besser sehen können. Ein Innenausbau aus Almtaler Tannen- und Fichtenvollholz vollendet die Aufwertung der Station.
"Mit der beispielgebenden Sanierung dieses Wartehäuschens möchten wir den öffentlichen Verkehr attraktiveren. Besonders freut mich, dass die innovativen Pläne von Schülern der HTBLA Hallstatt stammen und von regionalen Unternehmen umgesetzt wurden. Das ist ein Projekt aus der Region für die Region".
Bürgermeister LAbg. Rudolf Raffelsberger.
„Mit diesem Projekt äußern sich junge Menschen nicht nur kritisch gegenüber den vorherrschenden Produktionsbedingungen, sondern bieten konkrete Lösungen an, denen man sich nicht so einfach entziehen kann. Wir als Schule freuen uns über so viel Engagement, Haltung und Verantwortung und sehen diese Entwürfe als konstruktive Handlungsaufforderung an uns alle, sagt Stefan Öhlinger, Betreuungslehrer der HTBLA Hallstatt.
Präsentation des Prototypen und viele Interessenten
Scharnsteins Bürgermeister Rudolf Raffelsberger präsentierte den Prototyp der Kultur.Bus.Haltestelle am Dienstag, 4. Oktober der Öffentlichkeit. Das Pilotprojekt wird erst der Anfang sein. Scharnstein stellt gemeinsam mit der HTBLA Hallstatt alle Pläne, Gutachten und Firmenkontakte nun auch anderen Gemeinden zur Verfügung, und es gibt bereits zahlreiche Interessensbekundungen für den Umbau weiterer Bushaltestellen in der Region. Handwerksunternehmen und Partner-Organisationen stehen bereit, darunter auch die Tischlerwerkstätte des Agrarbildungszentrums Salzkammergut oder das Bildungszentrum Salzkammergut. Bis 2024 werden die veredelten Wartehäuschen schließlich mit einer Regionstafel und schönem Holzrahmen für Informationen zu Kunst und Kultur ausgestattet, um die Menschen aus der Region und Gäste auf Veranstaltungen und Kultureinrichtungen aufmerksam zu machen.In Wahrheit soll die Haltestellen-Offensive aber weit über 2024 hinauswirken. Das Kulturhauptstadtjahr wird irgendwann zu Ende gehen. Die modernen Wartehäuschen werden bleiben.