
Mit der "Landprobe" in Taiskirchen sieben Tage Landluft schnuppern
Die "Landprobe" bietet interessierten Menschen die Möglichkeit, das Landleben einfach und unverbindlich eine Woche lang auszuprobieren. Die Innviertler Gemeinde Taiskirchen beschäftigt sich im laufenden Agenda 21-Prozess bereits intensiv mit dem Thema "Multilokalität". Als Pilotgemeinde lädt sie von 20. - 27. September sechs "LandschwärmerInnen" ein, das Landleben für eine begrenzte Zeit zu versuchen und konkret zu erleben, anstatt nur darüber nachzudenken.
Landleben probieren
Viele Stadtmenschen träumen vom Landleben, weil sie am Land aufgewachsen sind, für Ausbildung, Arbeit oder der Liebe wegen in die Stadt gezogen sind und wieder zurück möchten. Oder sie haben als richtige StädterInnen Sehnsucht nach einem naturnahen, beschaulicheren und stressfreieren Leben. Der Schritt auf’s Land ist jedoch für viele schwer. Er bedeutet, den gewohnten Alltag, Freundschaften, die bekannten Wege und vieles mehr zurückzulassen. Oft sind es nicht mangelnde Jobangebote oder der eingeschränkte öffentliche Verkehr, der sie davon abhält aufs Land zu ziehen. Es ist vielmehr die Unsicherheit darüber, ob es am neuen Lebensort möglich sein wird, Freundschaften zu schließen und Orte zu finden, an denen man sich wohlfühlt.
Katharina Spanlang und Magdalena Hubauer sind selbst in der Region Innviertel-Hauruck aufgewachsen und zum Studieren und Arbeiten nach Wien gezogen. Im Rahmen ihres Studiums haben sie sich mit der Thematik Ländlichkeit, ländliche Entwicklungen und der für sie persönlichen Frage „Wie könnten wir gut zurück auf’s Land ziehen?“ beschäftigt.
„Wir haben für uns festgestellt, dass dieses Thema durch eine theoretische Abhandlung nicht geklärt werden kann und Mut zum Ausprobieren und Erfahrungen sammeln braucht. Somit haben wir Landprobe ins Leben gerufen und wollen Leute, die sich eine ähnliche Frage stellen, herzlich dazu einladen!“
Katharina Spanlang & Magdalena Hubauer (Landprobe-Initiatorinnen)
Das Projekt Landprobe bietet die Möglichkeit, das Landleben für eine begrenzte Zeit zu versuchen. Im Zuge einer Probenwoche im September 2020 wird der Fokus bewusst auf das Ankommen in einer ländlichen Region gelegt. Während der Probewoche lernen interessierte StädterInnen, die „LandschwärmerInnen“, die sich vorab für die Landprobe bewerben, Menschen und Andockpunkte in einer ländlichen Gemeinde kennen. Sie reden, arbeiten und leben mit den BewohnerInnen der Gemeinde und erleben das Landleben, statt nur darüber nachzudenken.
Wie die Landprobe nach Taiskirchen kam
Die Gemeinde Taiskirchen beschäftigt sich im laufenden Agenda 21-Prozess bereits intensiv mit dem Thema "Multilokalität" und beherbergt schon einige "StadtLandler", die ein regionales Netzwerk von multilokal lebenden Menschen in und aus der Region Innviertel-Hausruck bilden. "StadtLandler" sind also nicht nur oftmals engagierte und kreative Menschen mit mehreren Lebensmittelpunkten, sondern im Innviertel auch eine Landeplattform und ein Anknüpfungspunkt für Projekte und Ideen, die in diese thematische Kerbe schlagen. Und so kam auch das Projekt „Landprobe“ ins Innviertel. Die InitiatorInnen der Landprobe wurden auf die StadtLandler aufmerksam und schnell wurde die Idee geboren die Landprobe in einer Gemeinde zu testen, in der es bereits ein gewisses Maß an Sensibilität für „Stadtinger“ oder „Teilzeit – GemeindebürgerInnen“ gibt. Wie das eben auch in Taiskirchen schon der Fall ist. In speziellen Zielgruppenworkshops wurden Multilokale der Gemeinde eingeladen, ihre Bedürfnisse für ein gelingendes Leben an mehreren Orten einzubringen und auch darüber nachzudenken wie sie sich in das Gemeindeleben einbringen wollen, auch wenn sie nicht immer vor Ort sind. Und so können nun insgesamt sechs "LandschwärmerInnen" in Taiskirchen das Landleben in der Probewoche vom 20. - 27. September 2020 testen.
Stadt und Land lernen voneinander
Bei dieser Landprobe sollen die sogenannten "Landschwärmer" im Zuge des Projekts herausfinden, was der Gemeinde fehlt und wie sich neu zugezogene Bewohner einbringen können. Bereits bestehende Ressourcen und Angebote wurden dabei für die "Landschwärmer" ebenfalls aufgedeckt. Mit breiter Beteiligung der Einwohner der Gemeinde soll somit eine nachhaltige Zukunftsstrategie entwickelt werden.
Es werden Anknüpfungspunkte gesucht, die Personen, die neu nach Taiskirchen kommen, brauchen. Außerdem will man herausfinden, was der Gemeinde fehlt und wie diese Lücken durch neu Zugezogene gefüllt werden könnten. Die Taiskirchner haben während der "Landprobe-Woche" als sogenannte "Brückenpersonen" die Aufgabe, die Teilnehmenden zu begleiten und zu unterstützen. Sie holen sie vom Zug ab, zeigen ihnen ihren Wohnraum und erzählen ihnen vom Ort.
Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Freizeitmöglichkeiten, die die Gemeinde bietet, werden auf einer Landkarte zusammengefasst. Während der "Landprobe-Woche" finden zahlreiche Workshops und Aktivitäten statt, bei denen die "Landschwärmer" ihre Fähigkeiten und ihr Know-How mit den Einwohnern der Gemeinde teilen. Auf dem Programm stehen zum Beispiel ein Buchbindeworkshop und wie man aus recyceltem Kunststoff Gartenmöbel herstellen kann. Taiskirchner bieten im Gegenzug Einblicke in ihren Alltag und ihr Gemeindeleben. Verschiedene soziale Aktivitäten sollen angeboten und von den "Landschwärmern" genutzt werden. "Das Ziel des Projekts ist nicht, das Leben auf dem Land attraktiver zu machen, denn dies muss gar nicht attraktiver gemacht werden, weil es das bereits ist. Vielmehr geht es darum, das Landleben von einer forschenden Perspektive aus zu betrachten", betonen Magdalena Hubauer und Katharina Spanlang.