Ideen für ein starkes örtliches Immunsystem
Ein starkes Immunsystem ist in der aktuellen Zeit wichtiger denn je! Auch Gemeinden und Regionen haben z.B. in Agenda 21-Prozessen vielfältige Projekte, Initiativen und Aktivitäten gesetzt, die das „örtliche Immunsystem“ stärken und jetzt helfen können, die Krisenzeit in manchen Bereichen besser zu bewältigen. In unserer Reihe „Ideen zur Stärkung des örtlichen Immunsystems“ wollen wir Projekte und Aktivitäten vorstellen, die zum Nachdenken und vor allem auch Nachahmen einladen!
IDEE #1: FOODCOOPS
Gerade in Zeiten wie diesen zeigt sich die Relevanz und Verlässlichkeit von regionalen Lebensmittelversorgungssystemen, wie sie zB FoodCoops bieten. Eine FoodCoop (Food Cooperative, zu Deutsch: Lebensmittelkooperative) ist der Zusammenschluss von Personen und Haushalten, die selbstorganisiert biologische Produkte direkt von lokalen Bauernhöfen, Gärtnereien, Imkereien etc. beziehen. Meistens erfolgt die Abwicklung über einen eigenen Online-Shop. Im Rahmen der Agenda 21 Oberösterreich wurde seit 2014 der Aufbau von sieben FoodCoops gefördert und unterstützt, mittlerweile gibt es diese bereits in fast 30 Gemeinden! Mit einer Mitgliedschaft kann man weiterhin kontaktlos gesunde, regionale und hochwertige Lebensmittel beziehen und damit die lokale Landwirtschaft und regionale Produzenten unterstützen.
Plattform der österreichischen FoodCoops
IDEE #2: BÜRGERMEISTER ONLINE
"Social Distancing" ist das Gebot der Stunde. Wie kann man aber als Gemeinde, Verwaltung und Politik trotzdem mit den BürgerInnen in Austausch bleiben, damit es nur bei der "physischen Distanz" bleibt? Die Agenda 21 Gemeinde Niederthalheim hat bereits vor über einem Jahr unter dem Titel "Bürgermeister online" eingeladen, sich in Videokonferenzen mit dem Bürgermeister bequem von der Couch aus über kommunale Themen und Fragen auszutauschen. Bürgermeister Johann Öhlinger berichtet über aktuelle Projekte und Themen, danach folgen Fragen, Diskussion und Austausch. Dieses Format bewährt sich aktuell mehr denn je!
Homepage Gemeinde Niederthalheim
IDEE 3: WIR LIEFERN LESESTOFF
Auch Bibliotheken sind derzeit geschlossen. Damit das Daheimbleiben leichter fällt, müssen lesehungrige Gramastettnerinnen und Gramastettner nicht auf ihre geistige Nahrung verzichten. Das Team von BiblioGram bleibt via Facebook und per Mail mit seinen Leserinnen und Lesern in Kontakt und bietet ab sofort auch einen Zustelldienst von Büchern, Spielen und Hörgeschichten an. Alle, die dieses Angebot in Anspruch nehmen möchten – es gilt auch für Leserinnen und Leser, die nicht in der Bibliothek eingeschrieben sind – können online im Buchbestand schmökern und ihren gewünschten Lesestoff dann per Mail bestellen. Zugestellt wird immer am Donnerstag, Bestellungen bis Mittwoch werden bearbeitet
Homepage Bücherei Gramastetten
IDEE #4: REGIONALE/LOKALE ONLINE MARKTPLÄTZE
Die Corona-Krise stellt viele heimische Geschäfte und Unternehmer vor existenzielle Herausforderungen. Die meisten Läden bleiben geschlossen und verlieren Marktanteile an die großen Online-Handelsplattformen und Lebensmittelkonzerne. Gerade jetzt ist es umso wichtiger bei lokalen Märkten, Direktvermarktern, Gärtnereien, Metzgern, Bäckereien, etc. einzukaufen. Und vielen Unternehmern wird bewusst, wie wichtig auch die digitale Kommunikation mit ihren Kunden ist. www.kremsmuenster.online präsentiert beispielsweise schon seit 2017 über 100 Betriebe und Marken in zeitgemäßer Form und ermöglicht es auch, viele Produkte vorzureservieren und im Geschäft abzuholen. Aktuell informiert die Plattform auf ihren Kanälen zB auch ausführlich über Liefer- und Abholmöglichkeiten und unterstützt so Betriebe in dieser schwierigen Zeit.
IDEE #5: MUTMACH-BOTSCHAFTEN
Viele ältere Menschen sind in diesen Tagen wegen der Corona-Krise sehr allein. Die Einschränkung der sozialen Kontakte schneidet sie oft gänzlich von der Außenwelt ab. Sabine Wurzenberger aus Neuhofen an der Krems initiierte vor Ostern die Aktion „Mutmach-Botschaften“. Um den älteren Menschen im Ort Mut zu machen, Trost zu spenden und einen kleinen Lichtblick in manches Haus zu bringen, sollen nun viele Mutmach-Botschaften im örtlichen Gemeindepostkasten landen. Das können ein paar Zeilen auf einer Postkarte, ein selbstgemaltes Bild oder auch ein langer Brief sein. Diese werden von einem engagierten Team an ältere, einsame Menschen im Ort übermittelt. Die Aktion wird auch von der Gemeinde und der Pfarre unterstützt.
Homepage Gemeinde Neuhofen an der Krems
IDEE #6: HILFS- und EINKAUFSDIENSTE
Die Corona-Krise bringt ja auch die besten Seiten der Menschen zum Vorschein! In fast allen Gemeinden haben sich innerhalb von kürzester Zeit Hilfs- und Besorgungsdienste gegründet, die vor allem ältere Menschen und Risikogruppen, die gerade nicht mehr sicher aus dem Haus können, beim Einkaufen oder dem Besorgen von Medikamenten unterstützen und die Einkäufe bis vor die Haustür bringen. Manchmal professionell von der Gemeinde organisiert, andere wiederum informell in der Nachbarschaft gelebt. Oft zeigen auch gerade junge Menschen damit, dass Gemeinschaft und sozialer Zusammenhalt die wichtigste Ressource in einer Gemeinde sind! Wir hoffen, dass viele dieser Initiativen auch nach der Corona-Zeit weiter aktiv sind!
IDEE #7: MULTILOKALE und DIGITALE VIDEOKONFERENZEN
Multilokale Menschen sind oft Brückenbauer zwischen Stadt und Land und sind durch ihren Lebensstil immer schon gefordert, was die Kommunikation und das "Verbunden-Bleiben" zwischen den jeweiligen Lebensmittelpunkten betrifft. Zoom, Skype und Co sind hier hilfreiche Tools und in der Corona-Krise endgültig im Arbeitsalltag vieler Menschen angekommen. Im Projekt "Multilokalität - vom Leben dazwischen" waren Videokonferenz seit Beginn ein wichtiges und gern verwendetes Format, um Multilokale von all anderen Orten aus bei Workshops zuzuschalten und teilhaben zu lassen. Die nächste Gelegenheit, "StadtLandler" aus dem Innviertel kennen zu lernen und sich einzuklinken, gibt es bei einer Reihe von Videoworkshops.
Homepage Projekt Multilokalität
IDEE #8: PERWANGER GARTENVIELFALT
Frühlingszeit ist Gartenzeit! Gerade in dieser herausfordernden Zeit kann sich glücklich schätzen, wer einen Garten oder Balkon sein eigen nennen kann. Die Gemeinde Perwang am Grabensee hat das Agenda 21 Projekt „Blühende Vielfalt Perwang“ gestartet. Dabei werden nicht nur Gemeindeflächen zu klimafitten und bienenfreundlichn Blühwiesen. Auf der neu gestalteten Homepage www.perwang-mei-dahoam.at wird über die neuesten Aktivitäten berichtet – demnächst auch mit eigenen Kinderseiten. Mit den Online-Tips von ExpertInnen und engagierten BürgerInnen für das Arbeiten im eigenen Gartenreich setzt man kurzerhand auf innovative und neue Wege um in Kontakt zu bleiben und die Gemeinde zum Blühen zu bringen.
IDEE #9: KINDER HELFEN KINDER
In Wels wurde während des Corona-Lockdowns eine besondere Aktion gestartet: Kinder und Familien, die (nicht mehr) gebrauchte Spielsachen hergeben möchten, können sich bei der Stadt melden. Diese werden an Familien und Kinder die gerne Spielsachen hätten vermittelt. Eine Bürgerin reinigt und desinfiziert die Spielsachen fachgerecht und leistet in ihrer Freizeit einen Beitrag dazu, dass sich auch Kinder aus finanziell schwachen Familien in dieser Krisenzeit über gut erhaltenes Spielzeug freuen können. Eine Initiative, die auch in Zukunft Bestand haben kann.