Ausstellung "Boden für alle" gastiert in Ebensee
Das Agenda 21-Projekt "Ebensee wo willst du hin?" setzt sich für eine nachhaltige Baukultur in Ebensee ein. Gemeinsam mit der Bevölkerung, der Politik und ExpertInnen werden aktuell dazu baukulturelle Leitlinien ausgearbeitet. Passend zu diesem Thema ist noch bis 12. Juli die Ausstellung des Architekturzentrums Wien - "Boden für Alle" - im Gemeindeamt zu besichtigen.
Die Oberfläche der Erde ist endlich und Boden unser kostbarstes Gut. Ein sorgloser oder ein kapitalgetriebener Umgang mit dieser Ressource hat in den vergangenen Jahrzehnten Gestalt und Funktion unserer Städte und Dörfer massiv verändert. Angesichts der drohenden Klimakatastrophe und steigender Wohnungspreise stellt sich die Frage, ob der bisherige Weg mit maximalen Kompromissen und minimalen Anpassungen noch tragbar ist.
Auch die Gemeinde Ebensee setzt sich im aktuellen Agenda 21-Prozess mit vielen Herausforderungen auseinander: Der Verlust der historischen Bausubstanz, zunehmende Verkehrsbelastung, immer mehr Bodenversiegelung. Wie geht Ebensee in Zukunft mit diesen Themen um und wie soll sich die Traunseegemeinde in Zukunft baulich weiterentwickeln? Seit letzten September wurden in Ebensee in einem Agenda 21-Prozess die ersten spannenden Schritte auf dem Weg zu einer eigenen Baukultur-Richtlinie gesetzt, die bis Herbst 2022 fertig sein und vom Gemeinderat beschlossen und präsentiert werden soll.
Die Ausstellung des Architekturzentrums setzt sich genau mit diesen Themen auseinander. Über die fortschreitende Zersiedelung des Landes wird seit Jahrzehnten diskutiert. Mittlerweile könnten alle ÖsterreicherInnen in bereits bestehenden Einfamilienhäusern untergebracht werden und trotzdem wird weiter Bauland gewidmet, werden neue Einkaufszentren auf der grünen Wiese und Chaletdörfer in den Alpen errichtet. Die fortschreitende Versiegelung trägt zur Klimakrise bei und gefährdet die Ernährungssicherheit. Die Spekulation mit Grundstücken verteuert den Wohnbau und führt zu einer schleichenden Privatisierung des öffentlichen Raums. Raumplanungs- und Steuergesetze sowie das Förderwesen sollten neu gedacht und zukunftsorientiert/visionär weiterentwickelt werden.
Anschaulich und konkret, kritisch und manchmal auch unfreiwillig absurd erläutert die Ausstellung die politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Hintergründe. Wie wird Grünland zu Bauland? Wieso steigt der Preis für Grund und Boden? Was hat das alles mit unseren Lebensträumen zu tun? Fallstudien und Begriffserklärungen bringen Licht in das Dickicht der Zuständigkeiten. Ländervergleiche veranschaulichen Stärken und Schwächen, internationale Best-Practice-Beispiele zeigen Alternativen. Eine Sammlung an bereits bestehenden und möglichen neuen Instrumenten weist Wege zu einer Raumplanung, die die Ressource Boden schont, den Klimawandel abfedert, der Wohnungsfrage hilft und eine gute Architektur ermöglicht. Wir alle sind aufgefordert, neu zu denken und zu handeln. Die Ausstellung bereitet den Boden dafür auf.